Bas Kast entführt uns in eine alte Villa eines erfolgreichen Schriftstellers, in der nach dessen Tod sein Neffe Nicholas samt Ehefrau und Sohn für ein paar Tage wohnen, um sich um die Beisetzung des Onkels zu kümmern. Dabei vermisst Nicholas seinen Onkel, oder besser gesagt, sein Vorbild. Einst hatte auch er den Wunsch, Schriftsteller zu werden, doch die Pflichten in dem Pharmakonzern seines Vaters haben ihn eingenommen. Während er die Tage in der Villa seines Onkels verbringt, passieren erstaunliche Dinge, die ihm Stück für Stück die Augen öffnen.
Es war mein erstes Buch von Bas Kast und ich muss sagen, es hat mir außerordentlich gut gefallen. Obwohl es als "Roman" betitelt wird, hat es eher etwas von einem philosophischen Ratgeber. Während der Geschichte vermisst man Twists, Steigungen der Spannungskurve und ein erschütterndes Ende (egal ob positiv oder negativ). Deshalb möchte ich weniger auf den Handlungsablauf bzw. auf den Aufbau eingehen, sondern vielmehr auf den Schreibstil und die Message hinter der Geschichte.
Fangen wir mit dem Schreibstil an: Er war wunderbar! Lockerleicht mit viel Tiefgang. Beim Lesen muss man an eine gemütliche Tasse oder einem guten Glas Wein mit einem Freund denken, mit dem man die ganze Nacht über dieses und jenes philosphieren kann. Bas Kast kommt ohne hochtrabende Ausdrücke aus und verwendet nur im fachlichen Segment Fach-bzw. Fremdwörter. Zumal setzt er auf die Ich-Perspektive, damit man sich gut in den Hauptprotagonisten Nicholas hineinversetzen kann. Er war mir ein angenehmer Charakter, der einfach nur seinen Weg verlassen hat und wieder finden musste.
Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde auf lovelybooks.de gelesen und viele Mitleser waren vom Handlungsablauf bzw. vom Ende des Romanes enttäuscht. Ich jedoch habe mein Augenmerk weniger auf die Handlung gelegt sondern bin der Meinung, dass dieses übertriebene und reibungslose Happy End (inwiefern Happy End muss man selbst lesen) Absicht war. Er möchte anhand von Nicholas (und ich kann mir vorstellen, dass unser Protagonist biografisch angehaucht ist) zeigen, dass das Leben lebenswerter und schöner wird, wenn man sich auf das besinnt, was man wirklich ist! Das man dann überhaupt erst zu Leben anfängt, wenn man nicht damit wartet, sondern jetzt und hier so ist, wie man sein möchte und das macht, wofür das Herz brennt. Zudem sollte man sich der Endlichkeit des Lebens bewusst sein, damit man aufhört, das Leben aufzuschieben. Denn nur, wer sein Leben lebt, kann dem Tod wie ein Freund entgegentreten.
Wer auf Tiefgang setzt und eine lockerleichte Geschichte lesen möchte, ohne großen Spannungsbogen, ist mit dieser Lektüre gut bedient. Am Besten man genießt diese bei einem Glas Rosé allein, wenn man Zeit zum Nachdenken hat.
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