Mit “Straße im Kopf” hat Dominik Bloh seine eigene Biographie fortgesetzt. In dem Buch schildert er ausführlich, wie schwer ihm die Umstellung vom Leben auf der Straße zu einem “normalen” Leben in den eigenen vier Wänden gefallen ist. Man denkt ja schnell, dass, wenn jemand nach Jahren auf der Straße eine Wohnung gefunden hat, schnell alles wieder gut wird. Genau dem widerspricht Dominik Bloh. Er erzählt dem Leser, dass er in der Wohnung wie auf der Straße geschlafen hat (eingerollt im Schlafsack mit Schuhen) oder wie ihn seine Schulden wegen jahrelangem Schwarzfahren eingeholt haben. Mit einer Wohnung und ein bisschen Geld ist die Resozialisierung eben nicht beendet - sie beginnt erst. Und genau diesen Prozess erläutert uns Bloh eindringlich aus der Ich-Perspektive. Es wird sehr privat und er lässt uns uneingeschänkt in seine Gedankenwelt und Erinnerungen abtauchen.
Das Buch lässt sich schön flüssig lesen und Dominiks Geschichte hat mich tief beeindruckt. Auch seine Selbstreflektion hat mich tief beeindruckt. Er ist ehrlich zu sich und seinen Lesern und hat es nicht nötig, selbst die dunkelsten Flecken aus seiner Vergangenheit zu verheimlichen. Er will 1:1 nahe bringen, was er hinter sich bringen musste, um da zu landen, wo er jetzt eben ist. Mittlerweile ist es bekannt, dass er eine Familie gegründet hat und im bürgerlichen Leben angekommen ist. Aber er hat die 10 Jahre auf der Straße nicht vergessen und hat zudem einen Duschbus für Wohnungslose ins Leben gerufen. Er macht aus seiner Not eine Tugend und hilft damit anderen, die bisher nicht so viel Glück hatten, wie er selbst. Dafür gebührt ihm mein Respekt und ich empfehle jedem, dieses Buch zu lesen. Danach ist man umso dankbarer für seine eigenen vier Wände mit fließend Wasser und gefülltem Kühlschrank.
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